Was ich noch gestern als Unkraut aus meinem Garten zog, wie Gundermann und Löwenzahn, kochte am Essbare-Wildpflanzen-Workshop in unser Gründonnerstagssuppe. Die Kräuterpädagogin Ulrike Biedermann nahm die Teilnehmenden an die Hand und auf die Wiesen des Solawi-Hofes in Entringen, auf denen wir Schafgarbe pflückten und Gänseblümchen direkt von der Wiese in den Mund probierten. Dass die Knospen des Spitzwegerichs nach Champignons schmeckten, wusste ich vorher nicht, genauso wenig wie, dass meist auch alle Teile einer Pflanze essbar sind, wenn man es bisher nur von einem Teil wusste. Da Wildpflanzen anders als die meisten Lebensmittel, die man im Supermarkt findet, nicht gezüchtet wurden, enthalten sie noch eine Vielzahl an Spurenelementen, Mineralien und Bitterstoffen, die für unseren Körper und unsere Gesundheit wichtig sind. Dazu findet man sie nicht in den Regalen, sondern draußen auf Wiesen und in unseren Gärten, immer und ohne Preisschild.
Nach ein paar theoretischen Worten über die Heilkräuter und ihre gesundheitsfördernde Wirkung, gingen wir auch gleich los und lernten Bärlauch von seinen giftigen Verwechslungen zu unterscheiden und wie man Brennnesseln am besten auf einem Spaziergang erntet. Dabei mussten wir nicht weit gehen, fast alle Wildkräuter wuchsen auf der Wiese des Hofes. Den Giersch aber zum Beispiel hatte die Kräuterpädagogin bereits vorher gepflückt und mitgebracht. Der wurde, wie jede andere Pflanze, auch mit dem Mörser zu Kräutersalz verarbeitet, das sich am Ende alle mitnehmen konnten, landete aber auch in unserer Suppe aus neun Kräutern. Vom Persischen Ehrenpreis füge man am besten nicht zu viel hinzu, da er in großen Mengen bitter schmeckt, die Suppe aber super würzt.
Am Ende konnten wir eine intensiv grüne Suppe löffeln und die Mitglieder des Solawi Ammerbuchs sich untereinander besser kennenlernen. Nicht wenige waren überrascht, dass es so gut schmeckte, nicht erdig oder nach Blättern, sondern ganz würzig und harmonisch. Selbstverständlich schmecken die Wildpflanzen nicht nur gekocht gut, sondern auch roh als Salat, im Tee oder zu Brennnesselchips verarbeitet.
Letztlich gab uns Ulrike Biedermann mit auf den Weg, offen zu sein, die Natur so anzunehmen, wie wir sie finden und statt wie immer die gekauften Nudeln zu essen, kreativ zu werden und Nudeln aus Löwenzahnstängeln zu probieren. Bereits unsere neun essbaren Wildkräuter (Brennnessel, Löwenzahn, Giersch, Persischer Ehrenpreis, Gundermann, Gänseblümchen, Bärlauch, Spitzwegerich, Schafgarbe) lernten wir so vielfältig zu verarbeiten, während draußen auf unseren Wiesen noch hunderte andere wachsen. Ganz von selbst und schon immer ein Geschenk der Natur.

Niklas Schwarz